Donnerstag, 20. Januar 2011

Rioja

Nach einem so langen und vollgestopften Tag muss man gewisse meditative Nadelstiche stechen und gewisse geistige Getränke in sich hineintröpfeln lassen. Umso besser, wenn sie so schön dunkelrot sind, die Getränke.
Viele herzzerreißende Momente gab es an diesem Tag. Ich bin auf den verschneiten, nein: tiefverschneiten, nebelbefetzten Hohenzollern gestiegen, ohne einen einzigen Menschen zu sehen. Ich hatte eine Küchenbesprechung bei einem sehr kompetenten Vollblutschreiner. Ich habe mir ein Bild von meinen Finanzen gemacht. Ich habe mir einunddieselbe Frage zwanzigmal hintereinander zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder rausgehen lassen. Ich habe einer dünnen alten Dame die Hälfte ihres Mittagessens weggegessen. Ich habe mir mit Todesverachtung dümmliches Vernissageneinführungsgelaber angehört. Und ich habe gehört, wie man sich auf der Harfe im Ton vergreifen kann.
Dann bin ich heimgefahren und hab den Rioja aufgemacht.
Vielleicht könnte mir ein mitleidiger Mensch einen gescheiten Korkenzieher schenken ...?