Freitag, 23. Dezember 2011

Selbstgespräche

dürfen nicht gegen den MitSichSelbstSprecher verwendet werden. Las ich im Tagblatt, dem Schwäbischen.
Weihnachten naht, meine Wohnung ist bevölkert. Gestern abend aßen wir am großen IKEA-Tisch Gaisburger Marsch und tranken Bier und Frizz.
Die Hotelbibliothek ist nach Farben geordnet.
Sollte ich mal wieder einen zusammenhängenden Text schreiben? Eine Neujahrsansprache an meine Leser?
Hier ist er. Von Gustav Schwab:
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
In dumpfer Stube beisammen sind;
Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt,
Großmutter spinnet, Urahne, gebückt,
Sitzt hinter dem Ofen im Pfühl -
Wie wehen die Lüfte so schwül!

Das Kind spricht: "Morgen ist Feiertag,
Wie will ich spielen im grünen Hag,
Wie will ich springen durch Tal und Höh'n,
Wie will ich pflücken viel Blumen schön;
Dem Anger, dem bin ich hold!"
Hört ihr's, wie der Donner grollt?

Die Mutter spricht: "Morgen ist Feiertag,
Da halten wir alle fröhlich Gelag,
Ich selber, ich rüste mein Feierkleid;
Das Leben, es hat auch Lust nach Leid,
Dann scheint die Sonne wie Gold!"
Hört ihr's, wie der Donner grollt?

Großmutter spricht: "Morgen ist Feiertag,
Großmutter hat keinen Feiertag,
Sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid,
Das Leben ist Sorg' und viel Arbeit;
Wohl dem, der tat, was er sollt!"
Hört ihr's, wie der Donner grollt?

Urahne spricht: "Morgen ist Feiertag,
Am liebsten morgen ich sterben mag:
Ich kann nicht singen und scherzen mehr,
Ich kann nicht sorgen und schaffen schwer.
Was tu ich noch auf der Welt?"
Seht ihr, wie der Blitz dort fällt?

Sie hören's nicht, sie sehen's nicht,
Es flammet die. Stube wie lauter Licht:
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
Vom Strahl miteinander getroffen sind,
Vier Leben endet ein Schlag
Und morgen ist's Feiertag.


Und hier auch. Von Heinz Erhard:

Das Unwetter*

Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
in dumpfer Stube versammelt sind. -

’s ist Mittwoch. Da hört man von ferne
ein leises Grollen. Mond und Sterne
verhüllen sich mit schwarzen, feuchten
Wolkenschleiern. Blitze leuchten.
Und es sind versammelt in dumpfer Stube
Urahne, Großmutter, Mutter und Bube. -

Das Gewitter kommt näher mit Donnerschlag -
und noch fünf Minuten bis Donnerstag!

Es heult der Sturm, es schwankt die Mauer,
der Regen prasselt, die Milch wird sauer - ,
und in dumpfer Stube - man weiß das schon -
sind Urahne, Großmutter, Mutter und Sohn.

Ein furchtbarer Krach! Ein Blitz schlägt ein!
Der Urahne hört was und sagt:"Herein!" -
Die dumpfe Stube entflammt und verglimmt
mit Urhammel, Großbutter, Zucker und Zimt ...

*Frei nach Ludwig Uhland, dem Erfinder der gleichnamigen Straße.

(Der Uhland verwirrt mich jetzt etwas, ist das Absicht?)

Und das ist meine Neujahrsansprache an meine Gäste:
Bleibt in der Realität! Mit Liebe!
So! Basta! Das war's!
Besucht mich im Hotel, wenn ihr mehr wissen wollt. Und auch sonst. Wenn ihr mehr essen wollt. Wenn ihr mehr trinken wollt. Wenn ihr mehr lesen wollt. Wenn ihr mehr lachen wollt.



 

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