Montag, 31. März 2008

Hotelbibliothek

Yasmina Reza: Frühmorgens abends oder nachts
Ganz abgesehen von meinen Wissenslücken, was französische Politiker angeht, verstehe ich schlicht die Sprache manchmal nicht. Ist es die Übersetzung?
Er hat schon gewonnen. Ein Sieg, der von der schlechten Dramaturgie der Zeitung verkündet wird, von allen Krawallmachern destilliert, ein ersehntes Schicksal, dessen dunkle, magische Seite er um jeden Preis bewahren will.
Also mal ehrlich: was will sie damit sagen??
Resümee: wird aussortiert und an die Stadtbücherei gespendet.

Bill Buford: Hitze
Hat mich jetzt doch gepackt, nach dem ersten Drittel. Bill Buford ernenne ich zum Stephen King der Sterneküchen.
Beim Anbraten von Fleisch verändern sich die Proteine durch die Hitze - die Oberfläche wird karamellisiert, und die Beschaffenheit ändert sich -, aber das geschieht erst, wenn die Temperatur mindestens 170 Grad Celsius erreicht. Zufällig fängt kaltgepresstes Olivenöl bei 180 Grad an zu rauchen; wer also in dieser Angelegenheit Skrupel hat, kann in dieser Pufferzone von zehn Grad sein Glück finden und das Fleisch in Olivenöl braten, ohne die Küche und die Lungen seiner Kollegen zu verräuchern. Leider war das nicht die Methode im Babbo. Hier wurde einem gesagt: Nimm einen schweren Topf mit schwerem Boden - einen "Rondo" mit etwa einem Meter Durchmesser -, stell ihn auf einen Herd und gieß Olivenöl hinein, sobald der Boden raucht. Das erste Mal, als ich das tat, zögerte ich. Ich spähte über den Rand des jetzt sehr, sehr heißen Rondo, mit einer Rippe in jeder Hand, wie Pistolen, die beim Cowboy-und-Indianer-Spiel gezogen werden. Das Olivenöl hatte jetzt eine heiße, flüssige Beschaffenheit, und irgendetwas Molekulares passierte da, das Öl bewegte sich in Wellen. Ich hatte nie zuvor Olivenölwellen gesehen, und mir gefiel das, was ich sah, gar nicht. Während ich da stand, hörte ich eine Stimme - die leise Stimme eines kleinen Mannes, der hinten in meinem Gehirn residierte und der mir als Mr. Vernunft bekannt war. Mr. Vernunft, der ebenfalls nicht in die Kochschule gegangen war, meinte, dass ich mit meiner Hand doch sicher nicht den Boden eines sehr heißen gigantischen Topfs berühren wollte, so heiß, dass er Öl spuckte, oder? Natürlich nicht. Also ließ ich meine Rippen, die ich hineinlegen wollte, fallen, bevor sie den Boden erreichten. ..
Weiterlesen lohnt sich. Vielleicht nicht so sehr für Vegetarier - oder gerade für Vegetarier?
Und nach dieser Lektüre erscheint einem die Fernsehserie "Hotel Zach and Cody" gar nicht mehr so realitätsfern.
Resümee: Kommt auf jeden Fall ins Regal.

Samstag, 29. März 2008

Tierkreis die dritte



Stier, Jungfrau, Schütze

Tierkreis ungeordnet



Skorpion, Löwe, Krebs

Manufaktur : Tierkreis



Steinbock, Wassermann, Fische

Manufaktur : Möbel

Dieses postmodern-esoterisch-vollgepackte interaktive Möbel ist jetzt fertig. Ich will es unbedingt irgendwo ausstellen.
Man kann es als Beistelltisch nutzen, als Hocker, zum Beine-Hochlegen, es enthält einen Orakelwürfel und verschiedene Botschafts-Chips mit Einsteckfach, zwei kunstvoll gestickte Bilder mit Vorder- und Rückseite zum Umblättern (Yu-Gi-Oh), ein Fach für Bleistift und Papier, eine Gebetskette mit Hand, zwei Füße, ein Gesicht mit Mund zum Auf-und-zumachen ... ich hätte noch viel unterbringen können ... aber dann wird's zu teuer!!

Manufaktur : Sticken

Schon seit Tagen spüre ich ein fast körperliches Bedürfnis nach Stickerei. Gestern abend saß ich also bis halb eins an einem schönen Gesicht. Frei gestickt nach einem Foto. Ich muss bald mal versuchen, ein lebendes Modell abzusticken.

Donnerstag, 27. März 2008

Dienstag, 25. März 2008

Manufaktur

Dieser Däumchendreher ist am besten als Gegenüber vom Arbeitsplatz aufzustellen. Er beeinflusst die Arbeit. Wie? - muss beobachtet werden ...
Und das hier ist das Produkt einer akuten Jeansüberflutung, die Paniksymptome auslöste. Das Ergebnis der Eigentherapie: Vielschichtiges Möbel, vollgepackt mit Bedeutung und Patina, mit kleinen Geheimfächern für Orakelwürfel, Talismane, Glücksbringer. Es ist noch lang nicht fertig.

Trotzdem nehme ich immer noch alle Jeansspenden dankbar an.

Samstag, 22. März 2008

Hotelbibliothek

Fertiggelesen: Briefwechsel Peter Weiss/Siegfried Unseld
Unseld an Weiss 1965: Ich bin also der Meinung, dass es doch richtiger wäre, du schriebest deine Arbeiten und überließest das Reden einfach anderen.
Was bleibt also von Peter Weiss?
Das, was über ihn gekalauert wurde? (Der da in Schweden, der hat gut reden!)?

Freitag, 21. März 2008

Guerilla-Stickerin

Ulrika Erdes bestickt zum Beispiel die Sitze von Bussen und Bahnen mit kleinen Kreuzstichmustern. Ob sie vorher fragt?

Donnerstag, 20. März 2008

Rock'n' Roll History

Erlebnis 1
Das hätte ich nicht gedacht, dass ich mal in eine Situation komme, wo ich mich diesen Satz sagen höre, ganz ernsthaft, ohne vorher nachzudenken.
Ich sagte: "Be careful"; ich sagte: "with"; ich sagte: "that axe!" (ich sagte nicht: "Eugene", denn so hieß mein Ansprechpartner nicht) - erst hinterher musste ich dann lachen.

Erlebnis 2
Im neuen Zweitausendeins-Laden suchte ich eine Creedence Clearwater Revival CD aus. Ich hatte keine Brille dabei und fragte den jungen Verkäufer: "Seh ich das richtig? ist Bad Moon Rising wirklich nirgends drauf?" Und der so: "Da muss ich mal im Katalog nachschauen." Und ich: "Nein schon gut, ist ja nur ein Lied." - und ich kam mir vor wie Bruce Willis in Stirb langsam 4.0.

Manufaktur: Inspiration

Vollkommen unverständlich, aber total faszinierend:
Die Schwarz-Christoffel-Transformation
Die bisher eine Unzulänglichkeit hatte: Gegenstände mit Löchern! Nun aber hat Professor Darren Crowdy eine Anpassung vorgenommen, mittels der Schottky-Klein-Primfunktionen. Die es erlauben, auch Löcher zu transformieren.
Na, da mach ich doch was draus!

Mittwoch, 19. März 2008

Manufaktur und Kunst

Gerade sitze ich auf meinem Ateliersofa, höre Karwochen-Musik von Bruckner, und produziere Kunst, da ruft ein freundlicher Herr aus Hamburg (aus Hamburg? oder aus Indien?) an, bedankt sich für mein langjähriges ART-Abo und preist mir (günstig/billig/Schnäppchen) die PARK AVENUE an. Ich verzichte freundlich und wir wünschen uns schöne Ostern. Ich lächelnd, er vielleicht zähnefletschend.

Hotelbibliothek

Meine Buch-Besprechungen werden in Fortsetzungen geliefert.
Regal der angefangenen Bücher
-Feridun Zaimoglu: Liebesbrand. Obwohl der Autor ein Popstar ist, ist seine Sprache so weit weg von Pop-Literatur, weiter geht's gar nicht.
-Yasmina Reza: Frühmorgens abends oder nachts. Sarkozy-Wahlkampf, literarisch begleitet. Schade, dass man schon weiß, wer gewonnen hat. Und zur Zeit wieder verliert. Trotzdem spannend.
-Bill Buford: Hitze. Bin erst am Anfang. Viele druchgeknallt-genialische Köche treten auf, das Kochen selbst kommt bisher etwas zu kurz. Es wird viel gefeiert und es passieren viele Missgeschicke - es scheint ein absolutes Rätsel, dass die Restaurant-Gäste ihr bestelltes Essen serviert kriegen.
-Silvia Bovenschen: Verschwunden. Das hab ich eigentlich noch gar nicht angefangen, erst gekauft, denn der Vorgänger (Älter werden) hat mir sehr gefallen.(Kleine Abschweifung: Auch Antonella Moscati schreibt in Fast eine Ewigkeit über das Altern, aber das Buch ist nicht nur sehr klein und kurz - was ich eigentlich mag - es ist auch ganz und gar belanglos.)

Manufaktur: Rohstoff, und was daraus wird



Dienstag, 18. März 2008

Manufaktur: Der Händi-Mann

Eine Art Telefon-Neandertaler. Das Händi ist aus Holz. Funktioniert aber.

Montag, 17. März 2008

Leipzig

war in diesem Jahr der eigentliche Star - nicht Rainer Langhans oder Charlotte Roche - denn wir bekamen ganz unverhofft zum Preis des gebuchten Doppelzimmers die Suite im 26. Stock: Schlafzimmer nach Norden und Wohnzimmer nach Süden, dazwischen Flur und Bad, mit Whirlpool und grünen Bulgari-Shampoos, Duschgels, Seifen, mit Bademantel, mit zwei Fernsehern - was wir alles gar nicht nutzten, sondern nur das Panorama, die Skyline, den Horizont und das Schwanken des Balkons in der dünnen Luft.

Dienstag, 11. März 2008

Echt wilde Eier

können ab sofort in unserem Schaufenster besichtigt werden.

Hotelbibliothek

Ich habe Stephen King unrecht getan. Hat ihn die Altersmilde befallen? Der Schluss des Buchs ist so - wie soll ich sagen? versöhnlich? nervenschonend?
Und die Idee, einen bösen Geist in einer Taschenlampe zu ertränken ...

Wenn ich mich dagegen erinnere an seine Jugendwerke wie z.B. Salem's Lot oder Friedhof der Kuscheltiere ...

Morgen fahren wir nach Leipzig.

Montag, 10. März 2008

Kreative Frauen ...

... jenseits der Menopause. Hier: Vivienne Westwood und Louise Bourgeois.

Neckarradweg, März, Sonntagmorgen

Sonnenschein, Lerchentrillern, Gegenwind und große Überraschung: Melaphyr-schattierter Stein des Monats: Santuro! Für die Weinbergmauer!

Hotelbibliothek
Zu meiner ebenfalls großen Überraschung zieht sich die Stephen King-Lektüre in die Länge. Mister King hat eine neue untote Spezies erfunden: die mordlustige Wasserleiche. Kann nur mit Silberwaffen erlegt werden. Aber das wahre, drahtziehende Ungeheuer lauert immer noch im Verborgenen. An der Südspitze der Insel.

Samstag, 8. März 2008

Presseschau des Tages

In Luzern wurde das Bourbaki-Panorama restauriert.

Neustadt am Rübenberge sucht zwei BibliothekarInnen.

"Gewürzmetalle" heißen Yttrium, Rhodium, Indium, Gallium ...

Silvia Bovenschen fragt einen jungen Freund: "Was fällt dir spontan ein, wenn du die Zahl 68 hörst?" - "Zwei Namen: Uschi Obermeier und Holger Meins." - "Ja, genau, Schwachsinn und Mord und dazwischen nichts ..."
Und hier hab ich einen in Arbeit. Was das wohl für einer wird?

Ypsilon genäht

Oben Gärtnerin, außen Jeans, unten Gärtnerin, innen Jeans.

Manufaktur / Ypsilon

Das Ypsilon werde ich heute nähen, für zwei der aktuell gebeuteltsten Politiker auf der europäischen Bühne.

Freitag, 7. März 2008

Was sagt ..

.. Hillary Clinton zu Barack Obama?
"If I can make it there (in Ohio!) I'll make it anywhere, it's up to you ..." (du darfst gern Vizepräsident werden).
.. der Leser zu Stephen King?
Lieber Stephen King, die erste Hälfte von Duma Key/Wahn war schön beunruhigend, schön langsam, schön unterschwellig bedrohlich; und es war klar, dass die Geschichte abgerundet werden muss. Warum aber muss dafür immer ein verwesendes vermoderndes Ungeheuer her, mit Zähnen und Klauen? Wollen wir das? Wir King-Leser? Wahrscheinlich ...

Manufaktur

Gebetskette für 5 Gebete (...Die Peitsche hat er mitgebracht und nimmt sie sorglich sehr in acht ...)
Das C ...
ist aus dieser Denim-Legende herausgeschnitten.

Mittwoch, 5. März 2008

Manufaktur: Skorpion

Die Freiheit des Künstlers erlaubt einen 6-beinigen Skorpion.

Flüsse

Donau

Hotelbibliothek

Stephen King:
Mein nächster Besucher war Dr. Kamen, der Psychologe ... Eingeladen hatte ich ihn nicht; seinen Besuch verdankte ich meiner Reha-Domina.
(...)
Kamen legte eine Hand hinter sein Ohr, das ungefähr die Größe einer Schreibtischschublade zu haben schien. "Höre ich da ... ein verräterisches Knarzen? Ich glaube, das tue ich!"
"Wovon reden Sie überhaupt?"
"Von dem bezaubernd mittelalterlichen Geräusch, wenn jemand seine Abwehr hochfährt." Er versuchte, ironisch zu blinzeln, aber die Gesichtsgröße dieses Mannes machte Ironie unmöglich; ihm stand nur Burleske zu Gebot.

Manufaktur

Irgendwie will ich nicht an den Skorpion ran. Zur Erholung, zur Ablenkung, zwischendurch, nähe ich das Alphabet.
Das ist spannender als Stephen King.

Montag, 3. März 2008

Manufaktur

Jetzt bin ich bei Gebetskette Nummer zwei. Ich glaube es wird eine Peitsche ...
Für fünf Gebete ...

Hotelbibliothek

Stephen King lächelt nicht nur diabolisch von der Umschlagklappe, er schafft's auch wieder, mich richtig zu beuteln. Ich hab den "Wahn" (das Buch ist gut übersetzt, aber warum der doofe Titel? Warum nicht "Duma Key"?) gestern nur halb geschafft und fühlte mich fast krank danach. Obwohl bisher gar kein Monster aufgetaucht ist, nur rätselhafte Phänomene in einer bisher sehr freundschaftlichen, lebensbejahenden, warmherzigen Lebens- und Schicksalsgemeinschaft.
Nochmal zu deutschen Titeln: Die vorigen King-Bücher heißen Cell, deutsch Puls, das kann man noch nachvollziehen - aber warum heißt Lisey's Story auf deutsch Love???

Sonntag, 2. März 2008

Hotelbibliothek

Aufgeschlagen:
Briefwechsel Peter Weiss - Siegfried Unseld. Wie ein Schriftsteller und ein Verleger ihre Arbeitstage verbringen. Wie der Schriftsteller mehr Geld will und der Verleger geduldig erklärt, warum er nicht mehr Geld kriegen kann. Obwohl ich von Peter Weiss noch nix gelesen habe ... vielleicht mach ich das bald mal. Um zu sehen, was dieser ganz normal knickrige Mensch nicht an seinen Verleger sondern für uns alle geschrieben hat.
Dieter Wellershoff: Das normale Leben. Erzählungen, die eine Leserin mit über fünfzig Jahren bildungsbürgerlicher Lebenserfahrung dazu bringen, sich nach dem Lesen zu schütteln. Etwas abzuschütteln. Etwas Unangenehmes. Aber was genau?
Immer noch Ulf Stolterfoht: Holzrauch über Heslach. Der Titel allein ist so schön. Ich tät ihn am liebsten mehrmals schreiben. Holzrauch über Heslach ...Es ist noch zu früh, darüber was zu sagen außer: erinnert mich irgendwie an die ebenfalls grandiose Ingeborg Bachmann (Anrufung des Großen Bären).
Wahrscheinlich lasse ich diese drei aufgeschlagenen Bücher erstmal liegen und schlage als nächstes auf und (wie ich mich und Stephen King kenne nach dem In-einem-Rutsch-Lesen ) wieder zu:
Stephen King: Wahn.

Manufaktur

Ohne Bild. Der Skorpion hockt immer noch zweibeinig und wartet auf Fertigstellung (es fehlen tatsächlich noch 6 Beine, die Scheren zählen nicht mit!)
Gestern war ich aber produktiv. Zwischendurch drängeln sich immer mal wieder kleine kompakte Teilchen vor. Die wollen unbedingt genäht werden. Ich hab jetzt 5 dicke blaue Buchstaben genäht. Man kann mehr als zehn Wörter aus ihnen zusammensetzen.
Die verschenke ich demnächst.

Samstag, 1. März 2008

Früher und heute

Früher war da eine Bogenbrücke. Keine Mauer. Pappeln und eine zweite Trauerweide. Braun ist der Neckar heute auch öfter ...
Heute jedoch scheint er blau. Die Brücke ist waagrecht. Weniger Pappeln und Weiden. Dafür eine Schutzmauer.

Der Hotelgast

könnte dem Ansturm von Emma trotzen und bei Lebensgefahr durch den Wald zur Hochebene wandern ...
den gar nicht mehr einsamen Mönch besuchen ...
und von oben einen Blick auf die Schwäbische Pforte werfen.

Spruch des Tages

Heroes don't die - they just reload!