Freitag, 16. Januar 2009

Hotelbibliothek: Schmidt liest Proust

Das hab ich jetzt ausgelesen. Nicht nur aus-, auch zuende!

Proust ist für mich gestorben! Ein solcher Wühler und Brüter und Brodler im eigenen Saft! Manches muss man wirklich selber nicht mehr lesen! Danke, Herr Schmidt!

Ich hoffe, Sie können sich aus dem dumpfen Gesumpfe befreien.


Jochen Schmidts Kunstgeschichte:


Die Kunstgeschichte läßt sich wie folgt zusammenfassen:

Die Megalithkulturen stellten Steine in die Landschaft, Phallussymbole. Dann bekommen die Steine Köpfe gemeißelt und es handelt sich um Krieger oder Götter. Dann sieht man genauer hin und bildet den Menschen nach. Bilder bleiben nur erhalten, wenn sie auf Haushaltsgeschirr gemalt werden. Die Römer kopieren noch einmal alles. Dann beschränkt man sich darauf, vorwiegend Jesus und seine Familie zu malen. Die individuelle Sicht des Künstlers auf unsere Existenz drückt sich darin aus, welchen Winkel der Oberkörper des Jesuskinds zum Kopf der Maria einnimmt. Die Avantgarde amüsiert sich damit, auch Jesus' Hände leicht anzuwinkeln. Dann malt man wieder Götter, diesmal die antiken. Dann wird in Holland, statt auf Geschirr zu malen, Geschirr gemalt. Dann kommen Bilder von Naturkatastrophen, Vulkanausbrüchen, Unwettern, Schiffsuntergängen, eine Art Hollywood für die Wände. Und dann kommt das zwanzigste Jahrhundert, jeder, der eine Idee hat, walzt sie sein Leben lang aus, nur Picasso hat ungefähr fünf Ideen und walzt sie jeweils für zehn Jahre aus. Heute laßt sich, was in den Galerien angeboten wird, nicht mehr von Designermöbeln unterscheiden, die ja auch möglichst keinen Zweck erfüllen, sondern bei Partygästen Fragen aufwerfen sollen. ...


Damit ist fast alles gesagt.


Meine eigene Kunst besteht seit gestern darin, ein Gesicht, das mir gestern im Wartezimmer der Ambulanz interessant erschien (ich glaube wegen der Oberlippe!), aus dem Gedächtnis zu kritzeln. Bisher ohne Erfolg. Ich kriege es nicht hin! Mit Nadel und Faden würde es sicher gehen!



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