Die Geschichte von der Möchtegernkünstlerin auf ihrer ersten Vernissage in der Landeshauptstadt
Auch für den Kurator war es die erste eigene Vernissage. Er zeigte viel Begeisterung und stolperte manchmal ein bisschen über seine schnellen, kariert gekleideten Beine.
Die Möchtegernkünstlerin wäre gern vorgestellt worden. Das unterblieb aber irgendwie im Eifer der Eröffnung. So saß die Möchtegernkünstlerin also auf ihrem roten Klappstuhl und stickte eifrig ins Publikum, was das Publikum (das zahlreich war und wohl in der Mehrzahl aus Verwandtschaft und Bekanntschaft der anderen Künstler bestand), irritiert registrierte.
Dann war die Ausstellung eröffnet und die Möchtegernkünstlerin merkte, dass sie ganz auf sich allein gestellt war. Kein PapaMamaKurator, der sie an die Hand genommen hätte.
Matchpoint? Heißt das so? Wo sich das Gewinnen oder Verlieren entscheidet?
Jedenfalls verspürte die Möchtegernkünstlerin ein Aufwallen von Enttäuschung und Weinerlichkeit. Das gefiel ihr gar nicht.
Blaumann-Kunst passt nie richtig hinein. Zumal sie ja in diesem Fall erst im Entstehen war, die Kunst der Visionen.
Da fasste sich die Möchtegernkünstlerin also ein Herz und fing an, sich ihre Visionen selber zu suchen. Sie nötigte die Besucher, auf dem grünen oder blauen Klappstuhl Platz zu nehmen und sich absticken zu lassen.
So wurde das Buch mit dem Titel Stuttgart ist überall. Manga doch noch voll. Auf der letzten Seite wurde der Kurator verewigt. Weiß auf Schwarz.
Und dann fuhr die Möchtegernkünstlerin erschöpft und fröhlich nach Hause.
Im Radio kam eine Sendung über Roscoe Mitchell. Wie er mal ein ablehnendes Konzertpublikum mit der immergleichen Saxofontonfolge davon überzeugt hat, dass, wenn hier jemand rausgeht, es nicht er sein würde .. aber das ist eine andere Geschichte...
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